Die Herrscher von Dhaleth, Der Feueropal (German Edition) by Priska Lo Cascio

Die Herrscher von Dhaleth, Der Feueropal (German Edition) by Priska Lo Cascio

Autor:Priska Lo Cascio
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Thienemann Verlag
veröffentlicht: 2014-08-12T22:00:00+00:00


21

Ungeheuerliches

An der nördlichen Grenze von Tu’urnaa

Es war kurz nach Sonnenaufgang, als sie sich zum Aufbruch bereit machten.

Eilig schnallte sich Jörn den Gürtel um die Taille, befühlte den daran hängenden Beutel. Gut, das kleine Schriftröllchen der Dienerin aus Tygallyd war noch immer da.

Dann der Umhang. Dieses dämliche Ding. Der Stoffzipfel rutschte immer wieder aus der Schnalle. Wie oft hatte er sich schon mit den Händen darin verheddert? Ein Königreich für Jeans und Pulli.

Die Narii saßen bereits auf ihren Drachen, die sie zu einer kleinen Insel auf halbem Weg und von dort aus weiter bis nach Eoloìr, der Hauptstadt des Wasserreichs, bringen würden.

Unschlüssig blieb Jörn stehen, bis einer der Krieger ihn heranwinkte. Derselbe, mit dem er aus Tygallyd geflogen war. Auch gut, ein Kuur war schließlich so hässlich wie der andere.

Schon krallte er die Finger zwischen die tellergroßen Schuppen, um hinaufzuklettern, als jemand von hinten an seinem Umhang zupfte. Er drehte sich um.

»Flieg du mit T’Alhuur. Ich nehme diesen hier«, sagte Tyler in einem Tonfall, der genauso entschlossen klang, wie ihre Miene aussah.

Jörn zuckte die Achseln. »Wenn’s dir lieber ist, meinetwegen.« Obwohl er keinen Schimmer hatte, wo da der Unterschied sein sollte. Aber Tyler benahm sich in letzter Zeit ohnehin seltsam. Schon seit ihrer Flucht aus Tygallyd, um genau zu sein. Während vorher jeder Grund gut genug gewesen war, um sich mit T’Alhuur anzulegen, ging sie ihm nun aus dem Weg und vermied jedes noch so gefauchte Wort an ihn. Hingegen schlief sie nachts tiefer als eine Tote – ja, sie wachte nicht einmal auf, wenn einer der Kuur brüllte –, nur um sich am Morgen dann als Letzte aus ihrem Umhang zu wühlen.

»Vielleicht steht sie unter Schock. Du weißt doch, welche Angst sie vor Höhen und Drachen hat, und was in Tygallyd geschehen ist, muss fürchterlich für sie gewesen sein«, hatte Kukiko gemeint.

Jörn schaute zum Kuur-Rücken hoch, wo Tyler schon hinter dem Narii-Krieger im Sattel saß. Sie war vielleicht etwas angespannt und blass um die Nase, aber geschockt sah sie eigentlich nicht aus. Außerdem war das auch keine Erklärung dafür, dass sie T’Alhuurs Verlobte gestern mit einem gezischten »eingebildete Schnepfe« betitelt hatte. Und erst die Blicke, die sie der Feuerfrau zuwarf: richtig giftige Zicken-Blicke. Dabei war diese Ma’Alaan im Grunde ganz in Ordnung. So in Ordnung wie man eine Narii-Amazone mit durchdringend glühenden Augen nennen konnte. Wenigstens schien sie nicht unfreundlicher als ihre männlichen Artgenossen. Nur etwas ungestümer vielleicht, als sie T’Alhuur vor allen geküsst hatte – Mann, und wie sie ihn geküsst hatte, der Narii musste sie beinahe mit Gewalt und irgendetwas Unverständliches knurrend von sich losreißen. Aber schließlich waren die beiden so gut wie verheiratet und beim Feuervolk mochte die Anstandsgrenze toleranter gesteckt sein.

Kopfschüttelnd drehte er sich um. Sollte einer die Frauen verstehen.

T’Alhuur hob nur fragend die Augenbraue, sagte jedoch kein Wort, als Jörn hinter ihm aufstieg.

So weit waren alle bereit. Ma’Alaan trat als Letzte hinter einem Felsen hervor und zurrte das Schwertgehänge an den Schultern zurecht, ehe sie auf ihren Drachen kletterte.

Das hektische Flattern kleiner Flügel ließ Jörn aufblicken.



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